Die Zugfahrt, Moskau - Omsk

"Die Reise zurück - Wo ich einmal war", Teil 2

Es gibt neun Bahnhöfe in Moskau. Wir mussten zum Kazanskij, aus dem die Züge unter anderen auch in Richtung Sibirien fuhren. Da wir nicht zwei Tage und zwei Nächte lang mit einem fremden und womöglich unsympathischen Menschen in engstem Raum verbringen wollten, hatten wir für uns das gesamte Abteil eines Schlafwaggons  gebucht. Einer von vier Plätzen war also nicht besetzt und so verfügten wir auch noch über genug Ablagefläche.

Sobald wir uns einigermaßen eingerichtet hatten, kam auch schon eine der zwei Schaffnerinnen. Sie stellte sich vor und man merkte, wie neugierig sie auf solch ungewöhnliche Fahrgäste war. Nein, so oft hatte sie in ihrem Waggon keine Ausländer.

Oxana - die Zugbegleiterin, Transsib Moskau-Omsk
Oxana - eine unserer zwei netten Zugbegleiterinnen

Obwohl zwei Tage lang, war die Zugfahrt sehr angenehm, und die Zeit gefüllt mit interessanten Eindrücken. Zwei nette Schaffnerinnen standen vom ersten Moment an stets zu unseren Diensten und erfüllten alle unsere Wünsche – nach Möglichkeiten, versteht sich. Wir waren ihnen ebenso dankbar, auch wenn die Dankbarkeit im nachhinein sich als etwas teuer erwies. Eine der jungen Frauen hatte ein krankes Kind zu Hause, um das sie sich große Sorgen machte. Des Öfteren bat sie Dagmar und mich, unser Handy benutzen zu dürfen, um daheim anzurufen, was wir natürlich nicht ablehnen konnten. Dass unsere Hilfsbereitschaft uns um die 200 € kostete, erfuhren wir erst später, als wir die Handyrechnung bekamen. Aber auch wenn wir es von vornherein wüssten, hätten wir zweifelsohne der besorgten Mutter erlaubt zu telefonieren, soviel es sein musste.

Es gab ein Waggon-Restaurant im Zug und das Essen war günstig. An den Stationen konnte man zusätzlich immer wieder etwas Leckeres kaufen: Obst, Süßigkeiten oder Piroschki (Teigtaschen, in der Pfanne gebraten – mit verschiedener Füllung). Allerdings waren die zwei Nichtrussinnen etwas vorsichtig, was die fremde Küche anging.

Wir hatten immer kochendes Wasser zu Verfügung – aus einem Riesenbehälter (Dagmar und Sylvia nannten ihn Samowar, obwohl es keiner in dem Sinne war) – für die Zubereitung von Tee oder Kaffee.

Fremde Landschaften und Menschen, die doch etwas anders waren, zogen an uns vorbei, und es wurde nie langweilig, sie zu beobachten. Irgendwann passierten wir Ural und den Grenzstein zwischen Europa und Asien. Leider haben wir es nicht geschafft, ihn zu fotografieren, aber er ist auf dem Video, das die Freundin machte, zu sehen.

Es war alles spannend, auch für mich, obwohl ich nicht zum ersten Mal so eine lange Bahnreise machte. Aber damals war sie noch deutlich weniger komfortabel. Nur richtig schlafen konnte ich nicht – das ständige Schaukeln, die Zug-Geräusche störten ungemein. Aber zwei Nächte konnte man schon überstehen.

Am Bahnhof Omsk mussten wir uns von Oxana und Vera verabschieden. Sie waren aufrichtig traurig und bedankten sich für die schöne Zeit mit uns, drei deutschen Frauen. Was wir ebenso taten. Sie baten mich, unsere Dankbarkeit in einem Brief an ihren Arbeitgeber zu äußern. So ein Schreiben würde ihnen sehr zugutekommen, erklärten sie, und vielleicht bekämen sie sogar eine Prämie.

Fortsetzung folgt

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Kommentare: 2
  • #1

    Christel Wismans (Montag, 25 Januar 2016 19:07)

    total spannend, deine Geschichte zurück. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Übrigens hatte meine Mutter zum Schluss auch eine junge Frau namens Oxana aus der Ukraine, die bei ihr geputzt hat.
    Liebe Grüße, Christel

  • #2

    Rosa (Montag, 25 Januar 2016 20:33)

    Das Spannendste kommt noch - das nächste Kapitel "In Omsk" - und ist viel umfangreicher :-)
    Danke Dir für Dein Interesse, freut mich sehr,
    Rosa