Musik, die ich mag


Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

„Meine“ Musik entdeckte ich recht spät. Doch schon als Kind hörte ich gern Vater zu, wenn er Geige oder Fußharmonium spielte. Es waren religiöse Lieder und obwohl ich an Gott nicht glaubte, mochte ich sie. Mich zog das Traurige, das Hymneartige an. Später im Jugendalter hatte ich natürlich immer die aktuelle Pop- und Rockmusik gehört, sowohl russische als auch aus der ‚kapitalistischen‘ Welt. Mir gefielen auch die weittragenden russischen Volkslieder mit ihrer Melancholie und Schwermut.

 

Als ich nach Deutschland kam, war das Thema Musik erst einmal nach hinten ‚geschoben‘, denn es gab zu viele Dinge, die wichtiger waren. Aber irgendwann kam der Moment, wo ich mich im Land zu Hause fühlte und auch das Bedürfnis nach Musik wurde wieder geweckt. Ich ‚probierte‘ die Schlager aus, einfach wegen der deutschen Sprache, verlor jedoch schnell das Interesse daran. Dann wand ich mich der Klassik zu, konnte mich jedoch damit ebenso nicht so richtig anfreunden. Vieles hörte ich gern, zu mehr hatte es nicht gereicht. Etwas fehlte mir. Einzig Adagio von Albinoni hat es mir angetan, dieses Stück habe ich immer noch auf meinem iPod.

 

Eines Tages passierte es – ich war gerade in einem bekannten Buchladen. Im Hintergrund lief Musik, die mich plötzlich aufhorchen ließ. Ich hatte auf einmal Gänsehaut, und in meinem Inneren tat sich etwas, was ich gar nicht beschreiben konnte, ich wusste nur eins – das ist es! Das ist sie – meine Musik. So lernte ich „Gregorian“ kennen. Ihre Musik übte eine Macht auf mich aus, der ich mich nur zu gern hingab. Mittlerweile habe ich die Band auch schon drei Mal live erleben dürfen.

 

Ich ahnte aber nicht, dass in der Bücherei, wo ich gerade anfing zu arbeiten, noch eine Überraschung auf mich wartete. Als ich am Rückgabe-Platz saß und Medien zurückbuchte, fiel mir eine CD in die Hände, deren Cover mich sofort magisch anzog. Es war das erste Album von eRa ... Ich verbuchte die CD auf mein eigenes Konto und, neugierig wie ich war, hörte sie mir gleich auf dem Heimweg an. Es war überwältigend! Ich hätte keinen Titel nennen können, der mich nicht in seinen Bann zog. eRa ist ein Musikprojekt des französischen Musikers Eric Levi und die Musik – ein Zusammenspiel aus gregorianischen Chören, antiken Klängen, Synthesizern und Sologesang. Und wie für mich gemacht.

 

Danach war ich ständig auf der Suche nach ähnlicher Musik, und es dauerte nicht lange, bis ich auf Lesiëm stieß. Auch diese Musik ist eine faszinierende Mischung aus Mystischem, Klassischem, Gregorianischem und Epischem. 2003 wurde Times veröffentlicht – das dritte und letzte und auch das beste Lesiem-Album, ein grandioses Projekt, vom Berliner Komponisten und Produzenten Alex Wende ins Leben gerufen. Times kann man als eine Hommage an die Menschlichkeit bezeichnen. Jeder Titel befasst sich mit einer der menschlichen Tugenden oder einem seiner Laster und ist ein Hörgenuss der besonderen Art, nicht zuletzt wegen der großartigen Stimme von Maggie Reilly. Meine Lieblings-Songs sind Caritas (Liebe) und Fortitudo (Tapferkeit).

 

2008 hat Lesiem das vierte Album angekündigt, genauer gesagt, die Arbeit daran. Es soll den Titel haben: „LESIËM – BOOK OF SECRETS“. Nun warte ich seitdem sehnsüchtig auf dessen Erscheinung, aber es tut sich leider nichts. Ob es überhaupt noch eines Tages zur Veröffentlichung des Albums kommt – das bezweifle ich stark.

 

Meine Musik … Ich kann sie immer und immer hören, und sie wird nie langweilig. Sie hat den absoluten Einklang mit meinen inneren Saiten gefunden, ist die Energie, sogar die Heilkraft für meine Seele geworden. Wenn ich traurig bin, dann höre ich eRa, oder Lesiëm, oder E Nomine, oder Secret Garden und dann denke und fühle ich, dass es sich doch lohnt zu leben, auch wenn nur, um diese wundervolle Musik genießen zu können. Manchmal überlege ich, was schrecklicher wäre – blind oder taub zu sein, und ich neige fast dazu, zu sagen – taub wäre schlimmer …


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