"Die Reise zurück - Wo ich einmal war", Teil 8
Zur Abschiedsfeier waren wir bei Raja eingeladen. Männer waren nicht dabei. Nicht, dass keiner sie haben wollte. Es gab sie einfach nicht, nicht für die anwesenden Damen. Warum wir drei ohne Herren-Begleitung auftraten, brauche ich natürlich nicht zu erklären. Was Olga betrifft, so war sie verwitwet. Eugens Bruder - ihr Mann (da lebten sie allerdings schon getrennt) - starb, als er noch keine 40 war, infolge des Alkohol-Missbrauchs (vorsichtig ausgedrückt). Raja könnte man ebenso als Witwe bezeichnen, obwohl keiner wusste, ob ihr vor vielen Jahren verschollener Ehemann (auch Alkoholiker) wirklich tot war oder doch noch am Leben ... irgendwo.
Ich gebe zu, viele Männer aus der Verwandtschaft und dem Freundeskreis meines Mannes sind nicht mehr am Leben. Sie fielen entweder einem Mord oder dem Wodka zum Opfer, obwohl sie noch nicht alt waren. Am Tod seines Vaters war auch Wodka schuld. Einer seiner Vetter ist erstochen worden, der andere, wie schon erwähnt, wird vermisst, der Mann einer seiner Nichten gehörte der Mafia an und weilte schon lange nicht mehr unter den Lebenden ... Nun ja, diese Aufzählung könnte noch weitergeführt werden ... Aber wen wundert das? ...
Zu den Bildern weiter unten muss ich nicht viel erzählen, denn sie sprechen für sich selbst. Wenn Russen feiern, dann feiern sie. Nur am Tisch sitzen und reden – geht nicht, gibts nicht. Es wird getrunken, gegessen, getrunken, gegessen ... dann getanzt, gesungen ... und in den Pausen immer wieder getrunken und gegessen. Es werden jedoch keine leeren Gläser nach hinten an die Wand geworfen! Deses völlig falsche Bild von den Russen und ihrem Wodka sollte endlich aus der Welt geschafft werden. Womöglich hatte auch mal ein reicher Russe, dem das Glas nicht zu schade war, so etwas getan - die normalen Menschen machen es nicht.
Es floss reichlich Wodka am letzten Abend in Omsk – das will ich gar nicht verschweigen. Der Abschied von den so gastfreundlichen Menschen fiel uns schwer, aber er war unvermeidlich. Wir mussten uns wieder auf den Rückweg machen; früh morgens ging unser Zug Richtung Westen, von Omsk nach Moskau. Geschlafen hatten wir in dieser Nacht kaum. Sylvia und Dagmar ging es besonders schlecht – aus Gründen, zu denen ich im nächsten Abschnitt noch kommen werde ...
Fortsetzung folgt
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Geli (Montag, 13 Februar 2017 11:59)
Ich weiß nicht viel über Omsk, über das Leben dort und genau deswegen habe ich deinen Reisebericht (es ist viel mehr) mit großem Interesse gelesen. Vieles liest sich zwischen den Zeilen und die Fotos sprechen ihre eigene Sprache, ich bin sehr angetan und berührt, da ich von dir schon einiges gelesen habe liebe Rosa.
Mit einem herzlichen lieben Gruß Geli