Was geht vor in der ganzen Welt und was passiert da gerade in Deutschland? Wir alle befinden uns in einem Ausnahme-Zustand, in einer Krise. Man kann sie Pandemie, man kann sie Covid-19, man kann
sie Corona nennen – es ändert diesen Zustand nicht. Einige nennen sie jedoch: „Der Weg in die Diktatur“ und prophezeien – wir werden bald tief mittendrin sein. Wenn ich das höre und lese, dann
stellen sich mir die Haare zu Berge und ich denke: „Wie jetzt – Diktatur überall, in allen Ländern? Oder nur in Deutschland?“ und: „Wisst ihr überhaupt, was eine Diktatur ist?“
Ja, wisst ihr das?
Ich vermute schon die Antwort, in der es um die Nazipartei, Hitler, die Jahre 1933 bis 1945 gehen würde.
Sieht es in Deutschland denn tatsächlich so aus, als ob eine Partei und/oder eine Person bald die Macht übernehmen würde, um alle anderen zu unterdrücken? Ist es Angela Merkel (die eigentlich
sich gar nicht mehr zur Wahl stellen will), die euch so viel Angst macht, ist es jemand anders? Ach ja, ich verstehe: Die derzeitigen Corona-Maßnahmen – die sind so furchtbar, da können wir doch
nur in den Abgrund stürzen.
Ich weiß nicht, ob alles richtig ist, was die Regierung macht. Es ist schlimm, dass die Wirtschaft leidet, dass es den Selbständigen so schlecht geht (meine Frau ist ebenso betroffen). Auch ich
stehe skeptisch einigen Regelungen gegenüber. Auch ich denke – könnte sein, dass alles übertrieben ist. Aber ich denke auch – wir haben immer noch unsere grundsätzlichen Freiheiten, die uns in
einem demokratischen Land keiner so einfach wegnimmt.
Ich bin keine Wissenschaftlerin, keine Wirtschaftsexpertin, keine Politikerin. Ich bin bloß eine Frau, die sich ihre Gedanken macht. Ich komme aus einer anderen „Welt“ und ich weiß, was Diktatur
wirklich heißt. Eine Diktatur, die 70 Jahre lang gedauert hat, die es heute noch in einigen Ecken der Welt gibt, auch immer noch – bedingt – in Russland. Eine Diktatur, von der zwar nicht ich
persönlich betroffen war, aber meine Großeltern und Eltern, sowie Millionen Menschen, die verfolgt, vertrieben, dem Hunger und der Kälte ausgesetzt, in Lager gesperrt, gefoltert und ermordet
wurden. Nicht ein paar Tausend, nicht ein paar Millionen – zig Millionen! Ich will hier keine Zahlen nennen, denn darum streiten sich selbst die Historiker – ich will hier nur eine „kleine“
Wahrheit einbringen.
1933. Vertreibung meiner Großeltern (mit sechs Kindern) aus ihrer Heimat in der Ukraine nach Sibirien, Omsk-Gebiet. Grund: sie waren religiös, „reich“ und dazu auch noch deutscher
Nationalität.
1937. Verhaftung meines Großvaters, meines Onkels und acht weiterer Dorfbewohner. Neun Männer, darunter Großvater und Onkel, wurden schon wenige Wochen nach der Verhaftung hingerichtet, einer
bekam 10 Jahre Lagerarbeit. Grund? Es gab keinen, außer dass sie angeblich Volksverräter wären. Von ihrem Schicksal erfuhren die Familien erst zum Ende der 80er Jahre.
1942. Mein Vater wurde für sieben Jahre in ein Arbeitslager (sprich Konzentrationslager) gesteckt, ungeachtet dessen, dass zwei kleine Kinder zurückblieben und meine Mutter mit dem dritten Kind
schwanger war. Grund: er war ein Deutscher, also ein potenzieller Faschist, also hatte er seine Schuld zu begleichen und dem Vaterland (dem Diktator) zu dienen.
Das betrifft nur eine (meine) Familie. Wie viele solcher Familien gab es in der UdSSR (nicht nur deutsche!), wie viele Dörfer und Städte? Wollen wir einmal die Schicksale zusammenrechnen? …
Nein, diejenigen, die jetzt in Deutschland auf die Straßen gehen (habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie viele Neonazis und dergleichen da mitmarschieren?), schreien und die Diktatur voraussagen – ihr wisst nicht, was eine Diktatur ist. Aber wenn ihr wollt – ihr könnt sie wahrhaftig und am eigenen Leib erfahren, schon jetzt, schon heute. Dazu braucht ihr nur nach Belarus zu fahren. Oder nach Tschetschenien. Oder meinetwegen auch nach Russland. Geht doch da einmal zum Protestieren auf die Straßen. Was meint ihr, geschieht dann mit euch?
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