In der Sowjetunion waren behinderte Menschen schon immer in den Schatten „gedrängt“, nicht gern gesehen. Behindert zu sein war verpönt und beschämend, eine Katastrophe für die Betroffenen selbst, aber auch für ihre Angehörigen. Es ist eine lange „Tradition“ des kommunistischen Regimes, die eine besonders starke Ausprägung unter Stalins Führung fand.
In den 30er-Jahren sind viele Behinderte Opfer der sogenannten „Säuberungen“ geworden. In St. Petersburg steht ein Denkmal für die Menschen, die 1937 im „Fall der Leningrader Gesellschaft der Gehörlosen“ erschossen wurden. Ihnen wurde vorgeworfen, eine „faschistisch-terroristische Organisation“ gegründet zu haben. Insgesamt wurden 54 Personen verhaftet, 34 von ihnen hingerichtet, 19 in Lager gesperrt. Diese „Operation“ war vom damaligen Leiter des Leningrader NKWD Leonid Zakovsky initiiert, der ein Jahr später nach Moskau versetzt wurde. Zu dieser Zeit gab es in den Moskauer Gefängnissen viele Behinderte. Zakovsky schlug auch hier die bewährte Lösung vor: „In Leningrad haben wir sie einfach zur Erschießung angemeldet und das war’s. Warum sollten wir uns mit ihnen in den Lagern herumschlagen?“ Seinem „Antrag“ folgend, wurden damals rund 170 Behinderte hingerichtet. So schaffte man gleichzeitig Platz für neue Gefangene.
Die Zeit des Zweiten Weltkrieges hat Millionen behinderter Menschen hervorgebracht. Für das siegreiche sowjetische Volk wurden sie zu großem Schandfleck. Armlos, beinlos, bettelten viele auf der Straße, in Bahnhöfen, in Zügen. Damit sie das Bild des sowjetischen Glücks nicht störten, begannen die Behörden in den 1950er-Jahren, die Invaliden des Großen Vaterländischen Krieges loszuwerden, sie in Internate zusammenzubringen – das berüchtigtste davon befand sich auf der Insel Valaam. Dies wurde vom Diktator persönlich angeordnet. Betroffen waren hauptsächlich die Kriegsversehrten, die ohne Verwandte zurückblieben und auf der Straße lebten. Zugegeben, für sie waren diese „Sanatorien“ oft die Orte, an denen sie zumindest eine Art Hilfe und Schutz erhielten. Ja, man könnte solche Aktionen für gut befinden, wenn sie nicht unter Zwang und Gewalt durchgeführt und wenn die Menschen ausreichend versorgt wären. Aber auch für diejenigen, die Familien hatten, wurden ihre eigenen vier Wände auf gewisse Weise zum lebenslangen Gefängnis.
Nach offiziellen Statistiken des Innenministeriums der UdSSR wurden in der zweiten Jahreshälfte 1951 in großen Industriestädten 107.766 Menschen wegen Bettelns inhaftiert, von denen über 70 % Kriegs- und Arbeitsinvaliden waren. Bereits im nächsten Jahr berichtete der Innenminister über die Inhaftierung von 156.817 Personen, die Betteln betrieben hatten; 1953 wurden 182.342 Personen wegen eines „parasitären Lebensstils“ inhaftiert.
Auch jetzt haben Behinderte für den immer noch totalitären Staat keinen Wert. Sie sind entweder in speziellen Einrichtungen eingesperrt oder gezwungen, aufgrund fehlender Anpassungsmöglichkeiten, dauerhaft in ihren Wohnungen zu bleiben. Für ihre Mobilität oder Erleichterungen im Alltag wird so gut wie nichts getan. Besonders schlimm trifft es Menschen mit hohem Hilfs- und Assistenzbedarf.
Nun sind mit dem Krieg in der Ukraine die Probleme Behinderter noch weiter nach hinten gerückt. Gleichzeitig droht die Geschichte, sich zu wiederholen. Was wird aus den vielen zurückgekehrten Soldaten, die zwar den Krieg überlebten, aber Verletzungen davon trugen, die ohne Gliedmaßen blieben und auf Hilfe angewiesen sind? Erwartet sie ähnliches Schicksal? Nach dem Prinzip: aus den Augen – aus dem Sinn? Oder wird der Staat sich diesmal besser um seine „Kriegshelden“ sorgen?
„Autogramme des Krieges“* nannte der Künstler Gennady Dobrov eine Reihe seiner beeindruckenden Porträts, die er auf Valaam zeichnete.
* Anmerkung: Der Artikel selbst ist anscheinend eine automatische Übersetzung aus dem Russischen und fehlerhaft, aber ich habe ihn trotzdem verlinkt, wegen der darin enthaltenen Zeichnungen.
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