Damit muss ich leben

Man schreibt mir zu, eine starke und mutige Frau zu sein. Ich selbst würde sagen, dass ich auf jeden Fall kämpferisch bin und nicht so leicht aufgebe. Und doch sitzen so manche Ängste in mir, die sich nicht austreiben lassen. Einige davon sind auf den ersten Blick kaum zu erklären. Dazu gehört die Furcht, nachts allein schlafen zu müssen, überhaupt vor der Dunkelheit. Sie begleitet mich schon seit jungen Jahren, aber ich denke, in Wirklichkeit seit meiner Kindheit. Bloß als Kind konnte ich sie nicht wahrnehmen, da es in der großen Familie praktisch nie dazu kam, dass ich allein im Haus war.

Es sind unvermeidbare Situationen im Leben (nicht wenige Menschen wohnen und schlafen allein), also sollte auch ich damit umgehen können. Was bleibt mir auch anderes übrig, als das Beste daraus zu machen, wenn meine Frau zum Beispiel ein paar Tage im Krankenhaus verbringen muss? Dann muss ich zusehen, wie ich zu Hause ohne sie klarkomme. Aber keine Sorge – ich habe mich mit dieser unangenehmen nächtlichen Angst arrangiert. Ich beschwichtige sie mit einer dezenten Lichterkette, die bis zum Morgengrauen im Flur eingeschaltet bleibt, und mit Ohrstöpseln in den Ohren. Mag seltsam klingen – das mit den Ohrstöpseln, ist aber besser so, denn dann höre ich kein komisches Knacken, Brummen oder Ähnliches, das mich immer wieder aufhorchen und aufschrecken lässt. Lautere Geräusche, wie Telefonklingeln oder Klopfen, bekomme ich ja trotzdem sofort mit.

 

 

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