Traurig bin ich. Der Sinn dieser von wem auch immer erschaffenen oder durch Zufall entstandenen Welt erschließt sich mir nicht. Die Menschen werden nie lernen, mit ihrem Planeten und miteinander behutsam und respektvoll umzugehen. Sie werden so weitermachen: mit Kriegen, Ausrottung, Zerstörung – bis zum bitteren Ende. Was ist unser Daseinszweck? Haben wir eine Bestimmung oder ist es alles nur Chaos?
Was ist unser Daseinszweck? Haben wir eine Bestimmung oder ist es alles nur Chaos? Sind wir Menschen wirklich die Krönung des Lebens? Oder sind wir hier, um alles und letztendlich uns selbst zu vernichten? … Ja, ich weiß – es sind rhetorische, sogar naive Fragen, die mir keiner beantworten kann. Auch wenn ich sie aus dem Kosmos auf die Erde hinab schreien könnte, würden sie unerwidert bleiben.
In dieser schlimmen Zeit ist mein Bedürfnis nach einer anderen, einer besonderen Welt, in der Frieden und Harmonie herrschen, umso größer. Ich sehne mich danach, sie wieder betreten, in ihr verweilen zu dürfen – auch wenn es nur für kurze Zeit ist. In ihr fühle ich mich so, als ob sie mein Zuhause und nur für mich geschaffen wäre.
Ich weiß nicht, auf welchem Himmelskörper sich diese Welt befindet. Ebenso weiß ich nicht, ob andere Lebewesen sie bewohnen, ich bin noch keinem dort begegnet. (Aber vielleicht treffe ich irgendwann einmal andere Menschen, vielleicht diejenigen, die ich vermisse?). Auch habe ich dort noch keine Gebäude gesehen, nur die prachtvolle, blühende Natur. Ohne Winter, ohne Kälte.
Ich stehe barfuß auf einer Düne, vor mir dehnt sich die Weite des Meeres. Meine Füße sinken in die Wärme des feinen Sandes ein. Langsam gehe ich zum Wasser und lasse mich dicht davor nieder. Das Panorama, das meine Augen erfassen, ist unbeschreiblich schön. Die Sonne ist fast vollständig hinter dem Horizont verschwunden. Über ihm leuchtet das Firmament in flammenden Farbtönen, die sich im Wasser spiegeln. Der Himmel scheint eins mit dem Meer zu sein. Ich fühle mich auf besondere Weise gut und geborgen, denn ich weiß – ich gehöre hierher, es ist mein persönlicher Rückzugsort, es ist meine Welt. Hier gibt es keine Gefahren, keine dunklen Mächte; ich muss mich vor nichts fürchten. Obwohl ganz allein, verspüre ich keine Einsamkeit, möchte nur ewig hier sitzen, dem Rauschen und Plätschern der Wellen vor meinen Füßen lauschen, die Umgebung bewundern.
Ein andermal gehe ich über eine sonnendurchflutete Lichtung. Mein Sehen ist geschärft und ich kann die Augen von den wunderschönen Blumen am Rand des schmalen Pfades nicht abwenden. Ich sehe jede Blüte in all ihrer Feinheit, das Gras in seinen unterschiedlichen Grüntönen. Meine bloßen Füße spüren die Unebenheiten des Bodens, mal ist es das sanfte, kühle Gras, mal sind es feine Steinchen. Es tut der Haut gut. Ähnlich fühlte ich mich in meiner Kindheit, als ich barfuß auf der Wiese hinter unserem Kartoffelfeld herumlief und Champignons sammelte, staunend über die Vollkommenheit jedes einzelnen, von mir gefundenen, weißen Pilzes.
In dieser Welt ist mir sogar das Fliegen möglich. Mühelos schwebe ich über Wälder und Felder hinweg und genieße die eigene Leichtigkeit. So muss sich ein Vogel fühlen – frei, mächtig, unabhängig.
Doch immer wieder werde ich erbarmungslos aus dieser Welt herausgerissen, egal, wie fest ich mich an sie klammere. Wenn ich dann aufs Neue in der ernüchternden Realität lande, ist die Enttäuschung groß. Ich möchte das einzigartige, schöne Gefühl nicht gehen lassen, die wundervollen Bilder wenigstens vor meinem inneren Auge wiederherstellen. Aber sie entgleiten mir.
Nun versuche ich, das Gesehene und mein Empfinden auf dem virtuellen weißen Blatt in diesem Blogartikel festzuhalten, fürchte jedoch – auch das wird mir nicht gelingen. Es fehlen mir leider die richtigen, die passenden Wörter.
Nein, tatsächlich gibt es sie nicht – diese Welt. Nicht in unserer Wirklichkeit. Sie existiert bloß in meinen Träumen und öffnet ihre Pforte völlig willkürlich. Den Schlüssel, um das Tor selbst und nach Wunsch zu öffnen, besitze ich nicht und der wird mir auch nie zugespielt.
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